Presseerklärung:
Veranstaltung anlässlich des 67. Jahrestages
der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27.1.1945 und Anbringung der Gedenktafel am ehemaligen Stadtgesundheitsamt



Der Förderverein Roma veranstaltet zum Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27.1.2012 um 11.00 Uhr eine Kundgebung am ehemaligen Stadtgesundheitsamt in der Braubachstraße 8-22, 60311 Ffm.

Während der NS-Zeit wurden über eine halbe Million Roma und Sinti ermordet. Nach der akribischen Erfassung durch „Rasseforscher“ in den 30er Jahren erfolgte die Inhaftierung, Deportation und schließlich die industrielle Vernichtung der Roma und Sinti. Allein in Auschwitz wurden in einer einzigen Nacht 3000 Roma und Sinti vergast.

Der Mediziner Robert Ritter und die Psychologin Eva Justin waren die beiden maßgeblichen Protagonisten dieser „rassenbiologischen Untersuchungen“. Beide arbeiteten nach 1945 im Stadtgesundheitsamt bzw. dem Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt. Weder Justin noch Ritter wurden für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen. Im Stadtgesundheitsamt befand sich während der NS-Zeit die „Erbkartei“, die u. a. Grundlage für die spätere Deportation und Vernichtung war.

Am 27.1.2000 brachten die Roma-Union Frankfurt, der Förderverein Roma und verschiedene Einzelpersonen eine Gedenktafel, die ausschließlich von privaten Unterstützern finanziert wurde, gegen den langjährigen Widerstand des Kulturdezernats, des Instituts für Stadtgeschichte und der Mehrheit des Ortsbeirats am Stadtgesundheitsamt an. Sie erinnert an die Verbrechen und nennt die Täter.

Nach Umbauarbeiten und Entfernung der Mahntafel wird diese am 27.1.2012 wieder vom Börsenverein des deutschen Buchhandels, dem neuen Eigentümer des Gebäudes und dem Förderverein Roma an historischem Ort angebracht.

Ffm., den 19.1.2012