(Stand: 25.02.2025)
Das Hilfeangebot existiert seit dem Jahr 2000.
Zurzeit drei Mitarbeiter*innen
„Sozialpädagogische Familienhilfe
soll durch intensive Betreuung und Begleitung Familien in ihren
Erziehungsaufgaben, bei der Bewältigung von Alltagsproblemen, der Lösung
von Konflikten und Krisen sowie im Kontakt mit Ämtern und Institutionen
unterstützen und Hilfe zur Selbsthilfe geben. Sie ist in der Regel auf
längere Dauer angelegt und erfordert die Mitarbeit der Familie.“ (KJHG,
SGB VIII 1a, Beck Texte 1999)
Der Förderverein Roma e. V. ist
anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Der Verein ist Mitglied im
Paritätischen.
Im Zuge der Öffnung der osteuropäischen Staaten
sind u. a. auch viele Roma Familien in der BRD gekommen. Vor allem Rom:nia
aus Rumänien leben seither im Rhein-Main-Gebiet. Die Existenz vieler
Familien ist trotz des langjährigen Aufenthalts ungesichert. Ausgrenzung,
offene rassistisch motivierte Diskriminierung, der ungeklärte
Aufenthaltsstatus sowie die unzureichende Versorgung erschweren es, eine
menschenwürdige Existenz aufzubauen. Besonders die Kinder und Jugendlichen
leiden unter dieser Perspektivlosigkeit. Mangelhafte Bildung und
Ausbildung potenzieren die Chancenlosigkeit und Marginalisierung.
Dieser Teufelskreis kann einerseits durch die Öffnung von herkömmlichen
Bildungsinstitutionen bzw. Behörden (Kindergarten, Hort, Schule,
Sozialamt, Ausländerbehörde ...) im Hinblick auf die Belange und
Forderungen der Roma und andererseits durch tragfähige Kooperation mit den
Familien, durch Erwecken von Interesse, ohne Angst um Verlust der eigenen
Identität, durchbrochen werden. Erfahrungsgemäß ist die akzeptierte
Hilfe in der Familie eine zentrale Möglichkeit, um vor dem beschriebenen
Hintergrund eine mittel- und langfristige sozialpädagogische Unterstützung
zu gewährleisten.
Konzeptionelle Eckpunkte
Die intensive Begleitung und Betreuung von Familien soll nach Maßgabe der
sozialpädagogischen Familienhilfe bei Erziehungsaufgaben, der Bewältigung
von Alltagsproblemen, der Lösung von Konflikten und Krisen sowie im
Kontakt mit Ämtern und Institutionen unterstützend wirken und die
Motivation zur Selbsthilfe mobilisieren. Die Erfahrung hat gezeigt,
dass - orientiert an den Bedürfnissen der Familie - das Vertrauen, die
Sensibilität und die persönliche Glaubwürdigkeit der Mitarbeiter*innen den
Schlüssel zu allen pädagogischen Aktivitäten darstellen. Die
beschriebenen Probleme können nur gemeinsam auf der Ebene von Kooperation
und Akzeptanz gelöst werden. Es bedarf seitens der Mitarbeiterin einer
großen Empathie, um Fragen und Wünsche der Kinder und der Eltern zu
verstehen.
Die klassische Trennung zwischen der Sicherung der
Existenz – im wahrsten Sinne des Wortes – und den Problemen, die danach
kommen, wie Schule, Ausbildung, Berufstätigkeit, Identitätsfindung,
Generationskonflikte, ist oft nicht gegeben. Die soziale und ökonomischen
Situation der Menschen, ihre Erfahrungen und Identität sind Grundlage der
Arbeit in den Familien.
Die ersten Schritte sind davon
gekennzeichnet, mit den wichtigsten Ansprechpartnern, eine gemeinsame
Grundlage aufzubauen, die im gesamten Familienverband geteilt wird. Der
Begriff Familienhilfe kommt auf seinen eigentlichen Inhalt zurück. Es geht
meist nicht um die Klein-, Teil- oder Patchwork-Familie, sondern um die
Tätigkeit innerhalb einer Gemeinschaft, die verbindlich und verantwortlich
alles Tun und alle Wünsche bespricht und organisiert. Die
gesellschaftliche Konfrontation mit verschiedensten Perspektiven führt bei
Jugendlichen auch zum Aufbau von eigenen Lebensentwürfen, deren
Unterstützung zum Aufgabenfeld der Hilfe gehört.
Erfahrungen innerhalb der sozialpädagogischen Familienhilfe
Der Verein bietet sozialpädagogische Familienhilfe in Roma-Familien
aus Deutschland und Osteuropa an.
Es besteht eine bemerkenswerte
Offenheit und Kooperationsbereitschaft der Familien gegenüber dieser
speziellen Hilfeform. Die wesentlichen Tätigkeitsbereiche liegen vor allem
in - der Hilfe hinsichtlich der existentiellen Absicherung, d. h. der
Versorgung oder der Akquise von verschiedenen zusätzlichen Leistungen.
Prekäre Lebensverhältnisse bedingen u. a. die unzureichende Behandlung bei
Krankheiten von Kindern und Müttern und die Verstärkung von sozialer
Benachteiligung, - der Unterstützung bei der Bereitstellung von
passendem Wohnraum. Die unzureichende Unterkunft und die damit
zusammenhängende Überbelegung sind Grundlage von Konflikten. Letztlich
schafft erst der Aufbau von verantwortbaren Lebensbedingungen die
Voraussetzung dafür, pädagogisch sinnvolle Arbeit leisten zu können, -
einem adäquaten Freizeitangebot (Ausflüge, Ferienfreizeiten, Kino, Zoo,
Kochen, Schwimmbad ...), - dem Aufbau von Bildungs- und
Ausbildungsmöglichkeiten, die sich an den Kenntnissen und Wünschen der
Jugendlichen orientiert - der Beratung bei Straffälligkeit und
hinsichtlich der Ableistung von Arbeitsauflagen. Die Aktivitäten
orientieren sich sowohl an der Motivation der Betroffenen in den
Straftatbestand als auch an der Organisation einer nachvollziehbaren
Beschäftigung. In diesem Zusammenhang bietet die Ableistung der Auflagen
innerhalb der Kindertagesstätte „Schaworalle“ des Vereins einen sehr guten
Ansatz, - dem kontinuierlichen Gesprächsangebot gegenüber der
Erziehungsberechtigten. Das enge Verhältnis zwischen Mitarbeiter*innen und
den Sorgeberechtigten bildet die Grundlage der Einflussnahme auf Verhalten
und Lebensorganisation. Das Prinzip des Konsenses und des gemeinsamen
Beschlusses hinsichtlich Änderungen ist das tragende Moment.
Selbstverständlich sind Konflikte wie beispielweise bezüglich der
verbindlichen Wahrnehmung von Terminen vorprogrammiert. Auch hier ist der
Appell in die Einsicht und mögliche negative Konsequenz die Voraussetzung
für jede positive Entwicklung, - der Unterstützung und der Schaffung
eines kontinuierlichen Schulbesuchs bzw. der Hilfe bei der Suche nach dem
geeigneten Schultyp. Es sei an dieser Stelle nochmals ausdrücklich
erwähnt, dass eine zentrale Zielsetzung der sozialpädagogischen
Familienhilfe darin besteht, den Teufelskreis zwischen Schulfehlzeiten,
mangelndem Austausch zwischen Schule und Eltern und frühzeitiger Zuweisung
in die Sonderschule zu durchbrechen. Es wird sich intensiv darum bemüht,
bereits in den ersten Schuljahren Grundlagen für die Förderung des Kindes
oder Jugendlichen und das Verständnis gegenüber den Belangen der Kinder
aufzubauen. Das kontinuierliche Gespräch mit den Eltern, den Fachlehrern
und der Schulleitung ist hierbei von enormer Bedeutung. Der Verein
profitiert in dem Bereich von der Erfahrung innerhalb der
Jugendberufsbildung sowie der Schulvorbereitung und Alphabetisierung der
Kindertagesstätte „Schaworalle“ und der engen Zusammenarbeit mit den für
das Projekt freigestellten Lehrerinnen. - der Einbindung der Familien
in den jeweiligen Stadtteil. Die Vermittlung von Angeboten verschiedener
Einrichtungen für Jugendliche (Jugendzentrum, Abenteuerspielplätze,
Ferienfreizeiten) oder die Hilfe bei der Anmeldung für den Hort oder den
Kindergarten stehen ebenso wie der Abbau von Berührungsängsten und
Ressentiments und die Eröffnung von Erfahrungen jenseits des Bekannten
Umfelds im Mittelpunkt, - der Begleitung bei Ämtergängen. Die Skepsis,
die Angst und das Problem der Verständigung sind die maßgeblichen Hürden
bei der Kontaktaufnahme. Es hat sich gezeigt, dass alleine durch die
sensible Vermittlung und die Übernahme von notwendigen schriftlichen
Aufgaben seitens der Familienhelfer*innen, Erfolge in der Versorgung oder
auch in der Wahrnehmung der notwendigen Kooperation mit den Ämtern zu
verzeichnen sind. Dies bedingt einerseits den Abbau von Klischees
gegenüber Rom:nia und trägt andererseits zum Verständnis bezüglich der
Belange jeder Verwaltung bei, - der Hilfe bei innerfamiliären
Konflikten. Die Aufgabe der Familienhilfe besteht in der Stärkung des
Kindes und in der Vermittlung zwischen Kind und Eltern. Auch die
Unterstützung bei Ablösungsprozessen zwischen den Generationen ist
Gegenstand der Hilfe
Eckpunkte dieses Rahmens sind:
- die Mobilisierung der eigenen Kräfte und Kenntnisse innerhalb der
Familien und die Anregung zur Selbsthilfe, - die Stabilisierung der
einzelnen Personen, der Familie und der nahestehen Bezugspersonen des
Kindes bzw. Jugendlichen, - die Infragestellung der Abwertung durch die
Betroffenen selbst bzw. der Abwertung durch Fremdzuweisung, - der
Aufbau und Ausbau der eigenen Handlungskompetenz, - die Förderung und
Forderung von individuellen Fähigkeiten, Begabungen, Talenten und
Neigungen, - der Aufbau von Kooperationsbereitschaft - die Schaffung
von Durchsetzungsvermögen, - Strukturierung des Lebensalltags, -
Unterstützung in der Fähigkeit zur selbständigen Lebensführung,
Hilfeumfang, Verlauf und Durchführung der sozialpädagogischen
Familienhilfe erfolgt durch:
- gemeinsame Gespräche
zwischen allen Akteuren, - die Überprüfung der Arbeit anhand von
Verlaufs-, Ziel- und Ergebnisprotokollen, - die Reflexion mit den
pädagogischen Fachkräften des Vereins, - der außerbetrieblichen
Supervision, - der Ausarbeitung eines Hilfeplans, d. h. o
Benennung der unmittelbaren Ansprechpersonen (Kind, Jugendliche, Mutter,
Vater, nähere verantwortlichen Verwandten) und der weiteren
Kooperationspartner (Lehrer, Sozialamt, Schule, Hort Kindergarten, Justiz,
Polizei, Ausländerbehörde, Wohnungsamt, Jugendamt), o Benennung
der Probleme (Versorgung, Unterkunft, Vernachlässigung, Lernverhalten,
Schulbesuch, Ausbildung, familiäre Konflikte, unzureichende Verständigung,
Krankheit, Absicherung des Aufenthalts etc.), o Ziele (Aufbau
einer Vertrauensbasis, Stärkung der Eigenkompetenz, Stabilisierung im
Bereich Schule und Ausbildung, Aufbau bzw. Stärkung von Strukturen und
Verbindlichkeiten, Unterstützung des Lernverhaltens, Hilfe bei
medizinischen und therapeutischen Problemen, Ausbau von Erfahrungen durch
spezielle Angebote im Freizeitsektor, Ausbau der Wahrnehmung eigener
Fähigkeiten und des Einschätzungsvermögens gegenüber Dritten, o
Zeitplanung (Organisation und Einteilung der Stunden in der Familie und
außerhalb der Familie im Rahmen der Freizeitgestaltung, Vereinbarung des
nächsten Hilfegesprächs, Vereinbarung über den Termin der Abgabe des
Entwicklungsberichtes), o Intervention (Gespräche, Begleitung,
einzelne und gemeinsame Aktivitäten, Vermittlung bei Kontakten mit
Behörden und Beratungsstellen), der Erstellung eines Entwicklungsberichtes
nach sechs bzw. zwölf Monaten, und der gemeinsamen Reflexion mit allen
Beteiligten über die bisher geleistete Arbeit und die weitere Perspektive.
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