Förderverein Roma erinnert am 8. April an den Welt-Roma-Tag (07.04.2021)




Menschenrechte von Romni und Rom, von Sintizza und Sinto werden nach wie vor gebrochen. Die Pandemie hat zur Verschlechterung beigetragen, Rassismus und Nationalismus verschärfen die Situation in allen Ländern.

Anlässlich eines Kongresses von Roma und Sinti am 8. April 1971 in London wird alljährlich dem Beginn der weltweiten Bürgerrechtsbewegung gegen Rassismus und Diskriminierung gedacht. Einzelne Initiativen haben sich bereits wesentlich früher gegen Ausgrenzung und für Entschädigung aufgrund der erlittenen Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus eingesetzt, wie zum Beispiel die Roma-Union in Frankfurt am Main seit Mitte der fünfziger Jahre.

Die Informationen über rassistische Anschläge und Morde häufen sich. Unter den Toten von Hanau sind auch eine Romni und zwei Rom. Mitteilungen über Herabsetzungen in deutschen Behörden, über racial profiling durch die Polizei und neonazistische Überfälle nehmen zu. Aus allen europäischen Ländern erreichen uns Nachrichten bezüglich antiziganistischer Ausgrenzungen, Benachteiligungen und menschenverachtender Gewalt gegenüber der größten europäischen Minderheit. Die seit Jahrhunderten existierende Diskriminierung von Roma und Sinti wird durch die Corona Pandemie verstärkt. Armut und strukturelle Marginalisierung erhöhen das Infektionsrisiko. Gleichzeitig werden Roma nach altem Muster bezichtigt, den Virus zu verbreiten und mit polizeilichen und paramilitärischen Maßnahmen unter Missachtung elementarer Persönlichkeitsrechte drangsaliert. Corona befördert die existentielle Verelendung. Im Bildungsbereich ist festzustellen, dass sich die Benachteiligung erhöht und insbesondere Kinder und Jugendliche aus prekären Familien davon betroffen sind.

Die Abschiebung von Romni und Rom aus dem ehemaligen Jugoslawien wird ungebrochen fortgesetzt. Brutale Ausweisungen bringen Familien, deren Mittelpunkt seit Jahrzehnten in Deutschland ist, deren Kinder die Schule besuchen, ausgebildet sind oder arbeiten, in Länder, deren Sprache sie nicht verstehen, in denen sie dem aggressivem Rassismus der Mehrheitsgesellschaft ausgesetzt sind und oft in völliger Mittellosigkeit leben müssen.

Migration und Flucht von Romni und Rom aus Osteuropa kennzeichnen die desolate ökonomische Lage und die verheerende Menschenrechtssituation. Ghettos und Unterbringungen in menschenunwürdigen Verhältnissen beschreiben ein Leben, das seit Generationen geprägt ist von hoher Kindersterblichkeit, geringer Lebenserwartung, mangelhaften Bildungsmöglichkeiten und Arbeitslosigkeit. Andererseits wird die Hoffnung, in westeuropäischen Ländern eine Existenz aufzubauen, zunehmend schwieriger. Diejenigen, die keine akzeptable Anstellung finden, werden mit ausbleibenden öffentlichen Hilfen, Hungerlöhnen, Sklavenarbeit, unzumutbaren Unterkünften, Obdachlosigkeit und Diskriminierung konfrontiert. Der vorprogrammierte Misserfolg führt letztlich zum Entzug der Arbeitnehmer:innen-Freizügigkeit, dem rechtmäßigen Aufenthalt für EU-Angehörige und zur Rückweisung in die Herkunftsländer – ein Teufelskreis schließt sich.

Der Förderverein Roma weist trotz vielfältiger Menschenrechtsverletzungen auf die gestärkte bundesweite und internationale Selbstorganisation von Rom:ni und Sinti:izza hin. Das uneingeschränkte Engagement von Verbänden und NGO´s für die Rechte der Minderheit führt zum Widerstand der Betroffenen, zu erfolgreichen öffentlichen Protesten, zur Sensibilisierung von Teilen der Bevölkerung, zur Umsetzung von Forderungen und wichtigen gesellschaftspolitischen Projekten.

Der Förderverein Roma klagt am Welt-Roma-Tag das Bleiberecht für Geflüchtete, die soziale und rechtliche Absicherung von Roma-MigrantInnen und den umfänglichen Schutz der Minderheit vor rassistischer und neonazistischer Gewalt ein. Der Träger erinnert zudem an die jahrelange Forderung, in Frankfurt am Main ein Gemeinde- und Kulturzentrum für Rom:ni zu errichten!


Ffm.,den 7.4.2021